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Im Archiv befindet sich das Rezept für das Lebenselixier!

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Seit dem 17. Jahrhundert bezeichnete der Begriff „Elixier“ vor allem ein pharmazeutisches Präparat: ein flüssiges Medikament aus aromatischen Pflanzen, die in Alkohol gelöst sind, oder aus Pflanzen, die in Alkohol mazeriert werden. Diese Pflanzen sollten oftmals die Verdauung unterstützen. Das ist zwar weniger poetisch und geheimnisvoll, aber viel praktischer im Alltag.

Unser Rezept, das im 19. Jahrhundert übertragen wurde, beinhaltet Aloe, Zitwerwurzel, Safran, zarten Rhabarber, weißen Champignon, venezianischen Theriak und Wachholderbeeren-Extrakt. Die Namen einiger Bestandteile sind noch geläufig, aber andere, wie der venezianische Theriak, sind es weniger. Theriak war bereits im Antiken Rom für seine entgiftende Wirkung bekannt. Je nach Rezept wird es aus fünfzig oder sogar aus mehr als sechzig verschiedenen Zutaten hergestellt. Dazu gehörte zum Beispiel getrocknetes Vipernschädelpulver. Die Theriak-Gemische aus Venedig und aus Montpellier galten als die wirksamsten, insbesondere bei Schmerzen. Grund dafür könnte der hohe Opiumgehalt gewesen sein.

 

Die Maßangaben in unserem Rezept werden in Unzen und Gros angegeben. Die Unze. Dabei handelt es sich um eine Unterteilung des „Straßburger Pfunds“, das 471,70 Gramm wog. Damit die Präparate fein säuberlich hergestellt werden konnten, bestand das „Pfund der Apotheker“ aus 12 Unzen oder 96 Drachmen, 288 Skrupeln und 576 Grains. Ein „Gros“ entspricht drei Deniers und 1/8 Unze. Jetzt sind Sie mit Rechnen dran.

Das Lebenselixier war wie das Liebeselixier wohl bekannt und wurde darüber hinaus teuer verkauft. Höchstwahrscheinlich handelt es sich also hierbei eher um einen Gesundheitstrank. Es ähnelt dem Elixier des Klosters La Grande Chartreuse viel mehr als einem Trank mit magischen Kräften. Dieses Dokument trägt den Stempel von Herrn Reeb, Apotheker in Straßburg. Sein Geschäft nannte sich Storcken-Apotheke. In der Fußzeile des Blattes steht der Name „M. Georges Muller“ – vielleicht ein Kunde. Hat Herr Reeb das Rezept für diese Person zubereitet? Das werden wir niemals erfahren …

 

Abgesehen davon übernehmen wir keinerlei Haftung, falls diese Mischung irgendwelche Risiken beinhaltet oder einen abscheulichen Geschmack hat.

Dieses Dokument wird unter der Signatur 101 Z 1358 aufbewahrt. Die Unterserie trägt den Titel: „Einzelstücke und kleine Bestände“.