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30. Mai 1566, Gründung der Akademie von Straßburg

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Am Ursprung, die Reformation in Straßburg

Ab 1523 unterstützt Straßburg die Ideen der Reformation. Der Unterricht und die Erziehung sind wichtige Träger für die Verbreitung neuer Ideen. Die Straßburger Reformatoren werden bei ihrem Vorhaben von der Stadt Straßburg unterstützt, die einen Ausschuss für Schulangelegenheiten einsetzt, die Scholarchen oder Schulherren, sie weist die beschlagnahmten Vermögen  der ehemaligen Kloster zu, und wirbt einen berühmten Reformator, Jean Sturm, an, um die Grundlagen für die höhere Bildung zu legen.

Johannes Sturm und die Gründung des evangelischen Gymnasiums

Johannes Sturm (1507-1589) stammt aus Schleiden in Nordrhein-Westfalen. Er studierte in Lüttich und Löwen, bevor er sich 1529 als Korrektor und Lehrer in Paris niederließ. Nach der der Affäre des Placards (Plakataffäre)  (1534) flieht er aus Paris und kommt 1536 nach Straßburg. Der Rat der Stadt, angeführt von dem Stettmeister Jacques Sturm (der in keinem Zusammenhang mit Jean steht!), vertraut ihm die die Gründung und Verwaltung des Gymnasiums, auch Collegium oder Hochschule genannt, das im Jahre 1539 seine Tore öffnete.

Das Wort Gymnasium kommt aus dem Griechischen. Es wird nach wie vor in Deutschland und der Schweiz verwendet, aber in Frankreich ist das Gymnasium Jean Sturm die einzige Sekundarschule, die diese Bezeichnung trägt. Collegium, das zum Kolleg wurde, ist das lateinische Gegenstück. Hochschule bezieht sich auf die Sekundarstufe der Bildung.

Der Krieg gegen die Türken ermöglicht die Umwandlung des Gymnasiums in eine Akademie

Um eine höhere Bildung anzubieten, muss Straßburg eine Genehmigung vom Kaiser erhalten. Nun befindet sich Maximilian II (1527-1576) jedoch im Krieg gegen die Türken und benötigt eine Menge Geld. Die Stadt schlägt vor, ihm 500 Gulden zu zahlen im Austausch für die Gründung der Akademie. Der Handel wird abgeschlossen, wie das Diplom belegt, das im Bestand der Chartas der Stadt Straßburg unter der Klassifizierung CH 9414 verwahrt wird. Verfasst in Latein und in Augsburg versiegelt, handelt es sich um ein Dokument auf Pergament von 73 auf 59 cm. Es ermächtigt das Gymnasium, Diplome von Bakkalaureaten und Magister auszustellen.

Die Universität Straßburg wird erst 1621 gegründet

Um jedoch den Grad eines Lizenziaten und Doktors zu erhalten, müssen sich die Straßburger Studenten bis 1621 an die Universitäten anderer Städte begeben: im Austausch für seinen Verzicht, am Dreißigjährigen Krieg teilzunehmen, bekommt die Stadt endlich von Kaiser Ferdinand II die Gründung einer vollberechtigten Universität.