Plan der Minen von Sainte-Marie (um 1585) - 5 C 19

Dieses Originaldokument von großem topographischen Interesse beweist sowohl das Alter als auch die Bedeutung des Bergbaus im Oberrheintal von Sainte-Marie-aux-Mines (auch Val de Lièpvre oder Val d'Argent genannt).

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Eine ebenso präzise wie schematische Draufsicht ...

Dieses aquarellierte Dokument, klassifiziert als 5 C 19 (in einem recht schlechten Zustand) ist der älteste bekannte umfassende Plan der Minen von Sainte-Marie-aux-Mines (nach der in der Kosmographie von Sebastian Munster im Jahre 1545 veröffentlichten Zeichnung), der aus zwei Teilen besteht, die die beiden wichtigsten Bergbaugebiete der elsässischen Seite des Val de Lièpvre darstellt: der Altenberg (Gebiet von Fertrupt bis Mines-de-Plomb) und der Neuenberg (Gebiet vom Rauenthal und Petite-Lièpvre).

Diese älteste bekannte Karte im Elsass ist eher eine stark schematisierte allgemeine Übersicht des unterirdischen Bergwerks, also ein perfektes Dokument, um die Adern zu entdecken: die parallelen schwarzen Linien stellen Adern (Gang) dar und die gelben Linien der Stollen verbinden eine oder mehrere Adern; unten links ist teilweise eine Entwässerungsmaschine (Wasserkunst ) dargestellt.

Diese Draufsicht zeigt auch die Behausungen am südlichen Hang des Tals. Auf dem linken Blatt sieht man, oben links, den Weiler Fertrupt mit den Stollen Sainte-Barbe, Saint-Jacques, Sainte-Anne, Eisentür, Saint-Jean und Rumpapump und [Lehen]schaft; oben in der Mitte, der Kalkofen von Saint-Philip (Kalchoffen), unten von links nach rechts, eine Ziegelei (Ziegelschür), das Haus des Landrichters (Rappoltsteinisch Hauß), die Lutherische Kirche Sur le Pré (Mattenkirche oder hier Teutschkirchen), das Dorf Sainte-Marie (Mariakirch), die Weiler Bréhagoutte und darüber Saint-Philippe (Prehgott, Sankt-Philipus). Auf dem rechten Blatt sind die Behausungen nicht namentlich aufgeführt, aber man erkennt dort die Kirche von Saint-Pierre-sur-l’Hâte (in der Mitte links) und das noch existierende Gefängnis der Bergarbeiter in Echery (links, unter dem Namen Vodeltheil am Brandt). Die Häuser am rechten Rand sind die von Petite-Lièpvre, mit deutlich mehr Einwohner als heute.

Unten auf dem Plan finden sich neun Rechtecke, ein handgeschriebenes gotisches Gedicht in deutscher Sprache mit 9 Strophen: die Versen erzählen zusammenfassend die Geschichte des Bergbaus.

Der interessanteste Punkt ist der Bericht der Entdeckung der Adern vom  Neuenberg in 1549, von der nirgendwo sonst die Rede ist. Die Angabe der Entfernungen zwischen den verschiedenen Adern vom Neuenberg ist ein wertvolles Dokument. Im letzten Rechteck, das die größten Beschädigungen aufweist, enthält die Strophe die Unterschrift des Verfassers des Dokuments, Guillaume Schüra, und den Namen desjenigen, dem diese gewidmet ist, nämlich Daniel von Moltze (der ein Händler von Molsheim war).


... die von der sehr alten Prägung durch den Bergbau im Val de Lièpvre zeugt.

Das Tal von Sainte-Marie-aux-Mines oder Val de Lièpvre, war im 16. Jahrhundert das bedeutendste  Zentrum der Silberproduktion im gesamten gegenwärtigen Staatsgebiet von Frankreich (der Abbau ist nachgewiesen im 13. Jahrhundert und setzt sich fort bis zum 29. Jahrhundert trotz einiger Unterbrechungen).

Es besteht ein dreifaches Interesse an diesem Dokument:

  • es ist präzise genug, um die Position im Gelände von mehreren Minen wiederzufinden, die in früheren Berichten zitiert werden, da es sich sowohl um eine Karte der Oberfläche handelt, der Eingänge der Minen und der Adern (sogar in ihren nicht abgebauten Teilen), angegeben in ihrer Gesamtheit (auch ungenau enthält diese Karte vollständig bekannte der ehemaligen, die den Betreibern des 19. und 20. Jahrhunderts verlorengingen)
  • es wird ergänzt durch eine Darstellung der Behausung, die eine Idee der Orte vermittelt, die auf der elsässischen Seite des Val de Lièpvre lagen (Sainte-Marie-aux-Mines, Fertrupt, Echery ...) vor mehr als 400 Jahren (mehrere dargestellte Gebäude existieren noch heute und sind leicht zu erkennen).

Der poetische Text, den er enthält, gibt interessante historische Elemente wie die Namen der Bergleute, die die Adern des Neuenbergs und das Datum dieser Entdeckung an.