Urkunde der Übergabe der Dauphine Marie Antoinette an das Königreich von Frankreich (1770) - AA 1950

Diese offizielle Urkunde beweist nicht nur die Existenz einer alten Tradition des Ancien Regime, sondern veranschaulicht auch ein wichtiges Ereignis im Leben der zukünftigen Königin von Frankreich.

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Urkunde der Übergabe der Dauphine Marie Antoinette an das Königreich von Frankreich (1770) - AA 1950

Ein Ritus, der einem sehr strengen Protokoll folgte...

Die "Urkunde der Übergabe von Madame la Dauphine in einer auf einer Rheininsel gebauten Halle bei Straßburg" datiert vom 7. Mai 1770.

Klassifiziert als AA 1950 gehört sie zu der Serie AA - Gründungsakte und politische Urkunden der Gemeinde, politische Korrespondenz, Dokumenten des königlichen Kreditgebers (12. - 18. Jahrhundert) in den Archivalien der Stadt vor 1790.

Dieses mehrere Seiten lange handgeschriebene Dokument listet akribisch die Details der Zeremonie des Besuchs von Marie-Antoinette, Erzherzogin von Österreich, Dauphine von Frankreich (1755-1793) in Straßburg, vor ihrer offiziellen Heirat mit dem Thronfolger in Versailles, und zwar:

  • die Ankündigung durch den Herzog von Choiseul von der bevorstehenden Ankunft der Prinzessin,
  • die detaillierte Darstellung der Feste und Zeremonien, die zu diesem Anlass stattfanden,
  • die Protokolle der an die Prinzessin gerichteten feierlichen Ansprachen,
  • die Korrespondenz des Magistrats und Herr d'Autigny, königlicher Kreditgeber, mit dem Herzog von Choiseul,
  • Listen mit den Namen von adligen Damen aus dem Elsass, die Marie-Antoinette und ihrem Gefolge vorgestellt wurden,
  • Aufstellungen der Verteilung von 2500 Dukaten an die Unteroffiziere der Prinzessin und von 50 Louis, die sie dem Ritter der Stadt geben ließ,
  • eine Aufstellung der Ausgaben für den Bau und die Einrichtung des für die Zeremonie der Übergabe von Marie-Antoinette bestimmten Hauses und für die Feierlichkeiten zu ihren Ehren,
  • Dokumente im Zusammenhang mit der Errichtung einer Straße durch die Vororte von Hoerdt und Niederweyer, um die Reise von Marie-Antoinette zu erleichtern,
  • ein Hinweis auf den Weg, den die Prinzessin von Wien nach Straßburg genommen hatte.

...und der ein notwendiger Schritt im Leben einer zukünftigen Herrscherin von Frankreich war.

Das sichtbarste Symbol dieser Ritus der Übergabe der Ehefrau war das Holzgebäude auf der Île aux Épis, einem neutralen Gebiet in der Mitte des Rheins, zwischen den Städten Kehl und Straßburg, wo die junge Marie-Antoinette nach fast dreiwöchigen Reise von Wien, ohne ihre Kleider und der mitgebrachten Habseligkeiten angekommen war, bevor sie mit ihrer neuen Kleidung einer französischen Prinzessin wieder abreiste.

Die beiden Eingänge des Gebäudes waren so angeordnet, dass sie es von der österreichischen Seite aus betrat und auf der französischen Seite verließ: für Marie-Antoinette war dies somit ein Ritus des Übergangs von ihrem Leben als junges Mädchen in das Leben einer Frau.

Sobald Sie die Stadt Straßburg betreten hatte, wurde sie im erzbischöflichen Palast von Kardinal de Rohan empfangen und am Abend des 7. Mai 1770 begab sie sich in eine Vorführung in die Comédie.

Sie verließ Straßburg am nächsten Tag für die fünf Tage dauernde Reise, an deren Ende sie schließlich den Thronfolger traf, dem sie versprochen war.

Am 16. Mai 1770 heiratete Marie-Antoinette ihn in Versailles und am 18. Mai 1774, beim Tod von König Louis XV, wurde sie Königin von Frankreich, im Alter von 18 Jahren.